Wie wunderbar ist doch das Gefühl, eine gerade aufgeplatzte Kastanie aus ihrem Gehäuse zu befreien und sie in der Jackentasche wegzutragen. Diese Glätte, diese Kühle sind einmalig – am ersten Tag des Herbstes noch dazu ! Der Sommer ist also vorbei. Zeit für eine Rückschau.

AUS ALT MACH NEU
Es ist schon toll, seine Ferien anzufangen wenn normale Leute am 31. August von ihnen zurückkommen. Und zu wissen, dass wir in nur drei Stunden auf unserer Lieblingsinsel Korfu sein werden und dort eine Ferienwohnung vorzufinden – doppelt so groβ wie die alte – inmitten der wundervollen Bucht von Agios Georgios Pagon gelegen. Das ändert alles. Nur 30 Meter trennen uns vom Strand und durch die mit Fliegengittern bestückten offenen Fenster können wir uns wunderbar vom Rauschen des Meeres in den Schlaf wiegen lassen. Das ist für mich einmalig ! Wohltuend sparsam modern eingerichtet, mit hohen Decken, gefällt uns unser « rooftop » auf Anhieb, zumal wir mit einer Obstschale und einer Flasche sehr guten Rosés von Katerina begrüsst werden. Sie führt mit ihrer Tochter Angeliki die Vermietung der FW-Anlage BLUE HEAVEN, die ihrem Namen alle Ehre macht. Blauer kann der Himmel nirgends sein.

Der Blick über die Bucht, das Meer und die Berge ist umwerfend ! Egal, ob morgens um sieben bei Sonnenaufgang oder beim Frühstück zwei Stunden später. Selbiges müssen wir leider wieder mit den Wespen teilen, aber die wollen eben auch leben.


Natürlich hat solch ein Blick seinen Preis – nicht mal so sehr in Euros als in STUFEN. Es sind immerhin 48 von der Straβe bis zu uns, dann noch einmal 30 bis hinunter zum Strand – und das mindestens zweimal am Tag. Gute Übung für meine Beine, am Ende der Zeit werde ich auf über 1500 Stufen kommen. Die Anlage ist stilvoll mit Palmen und einer angenehmen Terrasse ausgestattet für die Mieter der kleineren Wohnungen , die nicht so verwöhnt sind wie wir

Gleich darunter liegt, höchst praktisch, sowohl ein kleiner Supermarkt als auch « unser » Restaurant, das ebenfalls Blue Heaven heiβt (aber getrennt von den Appartements bewirtschaftet wird). Der nette Besitzer Spyros macht uns gleich am ersten Abend einen Sonderpreis von nur 8 € pro Tag für zwei Liegen und einen Sonnenschirm aus Stroh am Strand. Nebenan kosten sie 12 ! Für die in zehn Tagen so gesparten 40 € können wir bei ihm schon typisch griechisch zu Abend essen und uns dazu den Retsina schmecken lassen. Allerdings « nur » in der zweiten Reihe, da die Plätze direkt an der ‘Reling’ alle reserviert sind. Wir werden erst im dritten Anlauf zu der Ehre kommen. Dafür haben wir aber jeden Morgen das Glück, den Duft der Speisen, die uns an manchen Abenden aufgetischt werden, schon beim Frühstück zu riechen – wo hat man das schon sonst.

Das Essen ist in allen Restaurants gleichbleibend gut und üppig, wenn es auch im Vergleich zu 2020 etwas teurer geworden ist. Wobei « teuer » sehr relativ ist. Bei DIXTIA esse ich köstlichen frischen Wolfsbarsch oder Goldbrasse mit Salat und Pommes für nur 17 €, das gibt es sonst nirgends mehr. Allerdings werden leider auch hier die typischen griechischen Gerichte zugunsten der blöden « Burgers » etwas an den Rand gedrängt.Wir haben schon am zweiten Abend beschlossen, nur noch ein Hauptgericht für zwei zu bestellen und lieber Kleinigkeiten drum herum dazu (den berühmten griechischen Bauernsalat, dicke weiβe Bohnen, Zaziki etc.), da wir sonst beide mit zwei Kilo Mehrgewicht zurück kämen. Und das wollen wir auf keinen Fall ! Wir stellen nämlich gleich am ersten Tag am Strand fest, dass wir zu den Schlanksten in unserer Alterskategorie gehören und das soll bitte auch so bleiben.

Ein Auto brauchen wir diesmal nicht, da nur Schwimmen, Sonnen, Lesen und Schlafen auf unserem Programm stehen. Wir sind auch heilfroh darüber, dass wir kein Griechisch verstehen und vermeiden alles, was uns an Zuhause, den Krieg in der Ukraine, die Waldbrände, den Regenmangel, den Klimawandel und die Inflation erinnern könnte…So vergehen die ersten Tage mit süβem Nichtstun. Unglaublich, wie schnell man sich daran gewöhnt !

Abends gehen wir mit den Hühnern schlafen, was uns sehr gut bekommt. Nur einmal werden wir SEHR unsanft um drei Uhr morgens von einem Knall wie der einer Kanone geweckt, der uns sofort senkrecht in unseren Betten sitzen lässt. Darauf folgt ein einmalig heftiges, zweistündiges, geradezu tropisches Gewitter – an Schlaf ist nicht mehr zu denken !

Am nächsten Morgen überlegen wir, welche Optionen wir haben, um wieder einmal im « Fisherman’s », auf der anderen Seite der Bucht, essen zu können (siehe das Kapitel Korfu von 2020). Ein normales Auto kann auf der « Loch-an-Loch-und-hält-doch »-Straβe nicht fahren. Wir haben ein Angebot von 50 € für einen SUV bekommen – für 20 Minuten Fahrzeit ! Na, danke. Zum Vergleich : die Taxifahrt vom -Flughafen bis hierher dauert fast eine Stunde und kostet 60 €.
Zu Fuβ dorthin ist leider ausgeschlossen, da zu weit (wir haben es einmal vor ca. 15 Jahren gemacht, mit groβer Taschenlampe und mulmigem Gefühl bei der Rückkehr im stockdunklen Wald). Mit einem Motorboot überzusetzen würde uns « nur » 40 € kosten. Allerdings sind wir beide nicht begeistert von der Idee, dort zwischen Felsen aus- und einsteigen zu müssen… Schlieβlich kommen wir zufällig am nagelneuen Tourist Office vorbei und dort werden wir fündig. Die zuvorkommende Theodora (Mutter einer lustigen kleinen Tochter) ruft den jungen Nikos an, der sich nicht zu schade ist, uns am nächsten Abend für 25 € hin-und herzukutschieren. Er ist richtig nett (möchte aber bitte mit Nick angesprochen werden, was ja auch viel cooler ist….) und erzählt uns, dass er im Sommer hier in der Bucht als Angestellter Segelboote verleiht und vom November bis April in den Bars von Athen aushilft, denn im Winter « ist ja hier alles tot ». Sein Traum wäre, sich selbstständig zu machen und wir wünschen ihm, dass er es schafft.


Das Essen und die ganze Stimmung – inklusive brummigen Besitzer und reizender junger Bedienung – sind wie jedesmal einmalig und wir schwelgen zwei Stunden lang. Zu unserer Freude ist die griechische Hintergrundmusik in fast allen Restaurant wieder angesagt – das war vor zwei Jahren noch nicht so.

Wie stellen ebenfalls sehr erleichtert fest, dass sich in 21 Jahren in dieser Bucht kaum etwas verändert hat – und wenn, dann zu Gunsten der Griechen ! – und finden das sehr beruhigend.
Nach 8 Tagen geht es uns schon wieder richtig gut. Wir gehen zwei Mal pro Tag schwimmen und machen unsere ganz eigene Wassergymnastik, bei der wir uns schief lachen. Wie ist das Leben schön ! Mittags essen wir am Strand köstliche rote Weintrauben und Mirabellen und Pfirsiche…aber keine Doughnuts, obwohl der Grieche jedesmal laut rufend an uns vorbeigeht. Einmal kommt eine – wie es uns scheint – steinalte Frau mühsam über den Sand gegangen mit einem Korb voller Feigen, Pfirsichen und Birnen. Letztere sind alle zu hart aber die Feigen kaufe ich trotz des horrendes Preises, weil mit die Frau einfach leid tut. Und die Früchte schmecken dann auch ganz besonders gut.
Ach, übrigens das Alter : gestern Abend waren wir bei « Papa Nausicaa », der genau so aussieht wie vor 2 Jahren, wo er uns angekündigt hatte, er würde sich nun endgültig zur Ruhe setzen. Ja, von wegen, seine Keftedes sind immer noch die besten der Bucht und als ich ihn frage, wie alt er denn nun sei, schaut er verschmitzt auf mich herunter und sagt : Sixty-nine ! Süβ, denn vor zwei Jahren war er nämlich schon 68…. !
Während ich so über meinem Buch am Strand auf das glitzernde Ionische Meer hinausblinzele, schweifen meine Gedanken ab zu einem anderen Meer welches wir im Juni besucht haben.
DIE BUCHT DER SOMME
Viele meiner Pariser Freunde und Bekannten lagen mir seit Jahren in den Ohren, mit « Waas ?? Die kennst Du nicht ? Also, da müsst Ihr unbedingt mal hin, gaaanz toll : Vogelschutzgebiet und Robben » ! Also los! Wir buchen eine schöne FW in Saint-Valéry-sur-Somme. Nach einer anstrengenden Fahrt, um auch nur zehn Kilometer aus Paris herauszukommen – Bauarbeiten allüberall, seufz ! – fahren wir auf Nebenwegen in den Nordwesten bis an den Ärmelkanal. Uns fällt auf, dass wir auf den Bundestraβen angenehm wenig Verkehr vorfinden, allerdings auch kaum Menschen in den Dörfern, die nicht gerade durch ihre Modernität auffallen.Wir haben das Gefühl, dass man sich hier ohne die geringste Schwierigkeit ins Grüne zurückziehen kann…
In LE TREPORT machen wir Halt und genieβen in der Sonne und mit Wonne ein Muschelgericht und eine Platte mit köstlichen Meeresfrüchten. Davon werde ich nie genug bekommen!

Nach dem Schmaus bummeln wir gemütlich mit dem Auto weiter zum mittelalterlichen Städtchen Saint-Valéry. Gleich beim ersten Spaziergang am Fluss entlang entfaltet sich der Charme der Stadt die genau dort gebaut wurde, wo die Somme in die riesige Bucht mündet.

Gleich darauf begegnen wir der Dampflok, mit der wir morgen einmal rund um die Bucht fahren werden. Diese kleine Reise ist nämlich – mit den Sandbänken der Robben und dem Naturschutzpark du Marquenterre – einer der Hauptanziehungspunkte der Bucht.

Da wir am nächsten Morgen fast die Ersten an der Haltestelle sind, können wir uns den Wagen aussuchen, in dem wir fahren möchten und es macht richtig Spaβ, sich wie ein Kind in der eigenen Spielzeugeisenbahn zu fühlen. Die hölzernen Bänke sind wunderschön, wenn auch nicht sehr bequem – wobei man bedenken muss, dass wir erstens nur 3. Klasse fahren und dass die Bahn Ende des 19. Jahrhunderts in Betrieb genommen wurde. Sie brachte die Badegäste aus dem Hinterland ans Meer und von dort Fisch und Miesmuscheln zurück.

Es sind alles « Bénévoles », die die Bahn von März bis Dezember ehrenamtlich betreiben. Sie haben sich tapfer in den 60ern gegen die Schlieβung ihrer Bahn zur Wehr gesetzt und ihren uneigennützigen Verein gegründet. Alles, was durch den Verkauf der Fahrkarten hereinkommt, wird in die Restauration und den Ankauf neuer Wagen und Loks gesteckt.
Wir fahren durch eine grüne Heckenlandschaft, mit groβen weiten Flächen, grasenden Schafen, Sumpfgebieten, Salzwiesen, – man kann sie entweder als « unaufgeregt » oder als langweilig empfinden. Jedenfalls erinnert sie uns sehr an das Hinterland der Ostseeküste.

In LE CROTOY angekommen, können wir drauβen in einem kleinen Bistrot essen und dann noch etwas durch den hübschen Ort streifen, bevor wir weiter fahren, Richtung POINTE DU HOURDEL. Eine groβe Robbenkolonie hat sich in diesem Gebiet neu angesiedelt, nachdem diese Tiere in den 50er Jahren fast vom Aussterben bedroht waren. »Gebiet » ist hier so zu verstehen, dass die Seehunde ja nicht doof sind und sich höflich gerade noch in Sichtweite vom Fernglas, also mindestens 3 km auf den Sandbänken der Bucht aufhalten. Wir bleiben 10 Minuten, um den Erklärungen der jungen Leute, die hier eine Ausbildung absolvieren, zu lauschen. Der Wind hat aufgefrischt am Ende dieses Tages und das Meer sieht auch sehr nordseemäβig aus, brrr. Ich gebe zu, das warme Mittel- oder Ionische Meer ist mir lieber.

Zum Abschluss machen wir noch einen kurzen Umweg über CAYEUX SUR MER, wo die Sonne netterweise noch einmal kurz vorbeischaut, um die hübschen Badehäuschen am riesigen Sandstrand zu beleuchten.

An unserem letzten Morgen fahren wir zum nördlichen Rad der Bucht zum PARC DU MARQUENTERRE. Mit 7.200 Hektar ist die Somme-Bucht die größte Flussmündung Nordfrankreichs und ein beliebter Rastplatz für Zugvögel auf ihrem Weg in wärmere Gefilde. Daneben dient sie als Brutstätte für seltene Arten in Europa wie die große Rohrdommel. Der Land- und Vogelschutzpark öffnete im Juli 1973 seine Tore und ist bis heute ein wichtiger Ort, an den Besucher von nah und fern kommen, um zu erfahren, wie es sich anfühlt, in diesem natürlichen Vogelschutzgebiet zu sein – mit über 500 Nistplätzen! Es fühlt sich sofort wunderbar an, wir sind schlicht begeistert !
Heute sind wir zünftig mit unseren Laufschuhen und den Stöcken, die wir für’s Nordic Walking brauchen, ausgestattet. Wir haben erst zwei Mal 90 Minuten lang mit unserem Privatlehrer BRUNO RUSLIER, der die ECOLE MARCHE NORDIQUE PARIS gegründet hat, im Bois de Vincennes geübt. Ich war sofort begeistert, weil die zwei Stöcke mir Halt geben und ich endlich wieder gehen kann, ohne Angst vorm Fallen zu haben. Eine einzige Wohltat ! Aller Anfang ist natürlich schwer – das Ganze ist anstrengend – aber Bruno macht mir unendlich viel Mut und wir lachen viel. Das ist immer ein gutes Zeichen.


Im Park von Marquenterre angekommen, müssen wir uns ziemlich schnell entscheiden, zwischen drei Wegen von 45 Minuten, anderthalb Stunden oder mehr als zwei. Das wage ich nun noch nicht, aber eine Dreiviertelstunde ist die Kinderstrecke, also nehmen wir die mittlere. Zunächst geht es, langsam aber sicher, eine Anhöhe hinauf und als wir oben ankommen, haben wir einen wunderschönen Blick über einen Teil der Anlage, einen See und dahinter dann das Meer. Das hat nun wirklich was !

Der junge Mann vom Foto zeigt uns netterweise sofort eine brütende Störchin und wir gehen los. Überall sind Unterstände, in denen wir – von den Tieren unentdeckt – die Vögel beobachten können. Die Wege sind gepflegt und es sind nicht sehr viele Menschen unterwegs, man kommt sich nicht ins Gehege. Die vornehmlich jungen Tierpfleger sind alle sehr von ihrer Mission überzeugt und ich kann die Vögel gut verstehen, die sich hier auf Durchreise oder auch für länger niederlassen. Kein Wunder, dass der Park zum UNESCO Welterbe zählt.

Nach etwa zwei Dritteln des Weges kommt für mich der schönste Teil, nämlich diese zauberhafte Allee, die mir sofort die Lust auf weitere und gröβere Wanderungen erweckt.

Es lässt mir keine Ruhe und, in Paris angekommen, fange ich an, im Internet zu stöbern. Ein glücklicher Zufall lässt mich auch sofort eine sehr schöne FW in den südlichen Vogesen finden und nur 5 Wochen später finden wir uns im TAL VON MUNSTER (ausgesprochen in etwa « Mänsteeer ») wieder.
METZERAL
So ein Dusel aber auch ! Nicht nur die Wohnung ist so schön und praktisch wie auf den Fotos, sondern der Blick von hier auf Dorf und Tal ist einfach zauberhaft.


Wir richten uns häuslich ein und gehen gleich am nächsten Morgen – dem heiβesten Tag des Jahres bisher ! – auf unsere erste kleine Tour. Das Schöne ist, dass wir sofort vom Haus aus laufen können und kein Auto brauchen. Die von Herrn Wendel vorbereiteten Karten für die Rundwege sind sehr hilfreich. Wir lassen es langsam angehen : nur 70 m Höhenunterschied am murmelnden Bach FECHT entlang. Bis hinauf zum Bärendenkmal – der letzte wurde von einem hiesigen Bauern 1760 erschossen. Der Blick von dort auf den BERG HOHNECK ist wunderbar, alle Berg sind hier rund und gemütlich !

Nach anderthalb Stunden Gehen bei der Hitze sind wir geschafft und ziehen uns in unsere Schlafzimmer – jede hat ihren Apfelbaum vorm Fenster – zurück.

Am nächsten Morgen fahren wir zum Markt nach Munster und sind ganz begeistert darüber, dass wir im Zentrum, auf dem Dach des Rathauses, so viele Störche sehen wie nie zuvor. Elsass und Störche – Klischee, aber toll ! Natürlich müssen wir auch den Edelzwicker probieren ( er ist so gut, dass wir ein paar Flaschen davon nach Hause mitnehmen werden), wohingegen wir den Hauskäse/Bergkäse oder wie auch immer der ‘Munster’ heiβt, lieber den Einheimischen überlassen….


Am Nachmittag gehe ich daran, unsere Wanderung für morgen vorzu-bereiten. Ich möchte, das wir in die gegengesetzte Richtung von gestern gehen – und doppelt soviel steigen ! – damit wir einen guten Überblick auf unser Tal bekommen. Mimi ist einverstanden, obwohl ich den Eindruck habe, als sei sie leicht besorgt, ob ich das schaffen werde. Ich bin es auch. Aber los, wir werden ja sehen. Immerhin haben wir seit dem Vogelpark noch drei weitere Kursstunden bei Bruno belegt und er hat uns sogar gefilmt – derart zufrieden ist es mit uns! Wir nehmen das Auto bis zum Bahnhof und wandern dann los, an der Fecht entlang bis zum Steinbruch mit schönem Blick auf die Kirche von Muhlbach.

Über einen schönen breiten Waldweg steigen wir langsam aber sicher auf, kommen am Fischteich vorbei und dann gibt es nur noch den herrlichen Mischwald meiner Kindheit im Harz, mit einem Eichelhäher, der netterweise vorbeikommt, und Vogelgezwitscher, das uns begleitet. Wir begegnen keinem Menschen bis wir oben sind. Natürlich geht mir öfters die Puste aus, ich bin ja aus der Übung. Aber ich habe soviel Freude an der Natur, die mich umgibt, dass mir das völlig egal ist. Und der Blick von da oben lohnt die Anstrengung allemal. Ich bin so richtig glücklich.


Der Abstieg dieses Rundwegs gibt mir dann doch ganz schön was zu Knacken auf und ich komme mit zitternden Beinen unten an – bin aber, dank Mimis helfender Schulter und Brunos Ratschlägen nicht gefallen. Also schmiede ich euphorisch neue Pläne für die Wanderung von übermorgen. Die Beschreibung, um zum FISCHBÖDELE zu wandern, einem Teich aus der Eiszeit immerhin, liest sich nämlich verlockend. Allerdings sind da 400 Höhenmeter zu überwinden. Doch da der Weg « langsam aber stetig » ansteigt, traue ich mir das zu.

Er ist wunderschön, dieser Weg, der immer wieder Blicke auf das Wormsa-Tal frei gibt, mit einem rauschendem Bergbach als Zugabe. Das letzte steile Stück ist fies, aber ich schaffe es ! Oben angekommen, muss ich als Erstes meiner Begeisterung Luft machen.

Niemals hätte ich vor drei Monaten gedacht, dass ich so ein prickelndes Erlebnis noch einmal haben würde ! Stolzer könnte kein Besteiger des Annapurna sein…Der Teich samt Libellen, Ente und schwimmenden Jugendlichen ist so schön, dass wir es gut eine Stunde aushalten bis zum Abstieg.


Der wird dann allerdings haarig, da sehr lang – insgesamt doch dreieinhalb Stunden. Aber gelohnt hat es sich allemal und wird das bleibende Erlebnis dieser schönen Tage hier sein. Ich bin bis an meine jetzige Grenze gegangen, immerhin.
Das alles geht mir durch den Kopf, während ich mich auf meiner Sonnenliege vor dem Ionischen Meer aale und dazu der schöne Satz von EPIKUR:
:
Der Tod geht mich nichts an, denn wenn er ist, bin ich nicht mehr
und solange ich bin, ist er nicht
